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Interview: Tennessee Williams – Rose, seine Schwester

perlen

Orelie: Guten Tag, Herr Tennessee Williams. Ich danke Ihnen für Ihr Kommen, und wir wollen uns in diesem Gespräch über Ihre Schwester Rose unterhalten, die in Ihrem Stück Die Glasmenagerie sowie in Ihrer Erzählung Glasporträt eines Mädchens eine entscheidende Rolle inne hat. Wir können sagen, diese beiden Stücke haben Sie Ihrer Schwester gewidmet, der Sie den Namen Laura gaben. Laura und somit Ihre Schwester besitzt eine Sammlung aus Glastieren, die ihr sehr wichtig ist. Was sagt sie in Bezug auf diese Tierchen?

Tennessee Williams: Kleine Sachen, meist Ziergegenstände! Die meisten sind kleine Tiere aus Glas, die winzigsten kleinen Tiere der Welt. Deshalb nennt Mutter es auch eine Glasmenagerie! Hier ist eins davon. Das ist eins der ältesten, schon fast dreizehn Jahre alt.

Tennessee Williams, Die Glasmenagerie, Fischer Verlag, Frankfurt am Main, April 2O11, S.96

Orelie: Diese Glastierchen befanden sich in dem Zimmer Ihrer Schwester.

Tennessee Williams: Den ganzen Charme des Raumes machte die Glassammlung meiner Schwester aus. Sie liebte farbiges Glas und hatte ringsum an allen Wänden Borte, die mit kleinen Glasfigürchen in hellen, zarten Farben vollgestellt waren. Sie wusch und polierte sie mit nimmermüder Sorgfalt. Wenn man den Raum betrat, herrschte immer ein leuchtend irisierendes Schimmern in ihm, das von den Glasfigürchen ausging. Ich weiß nicht, wie viele dünne, zarte Glassachen dort standen. Sicher Hunderte, doch Laura, die jede liebte, hätte es genau sagen können.

Tennessee Williams, Glasporträt eines Mädchens, Aufbau-Verlag, Berlin und Weimar, 1976, S.26

Orelie: Amanda, Lauras Mutter, versucht einen Verehrer für ihre gehemmte Tochter zu finden, die sehr verängstigt auftritt. Deshalb soll ihr Bruder Tom einen Jungen aus dem Lagerhaus einladen, der auch kommt. Doch stellt sich heraus, dass Jim schon gebunden ist und bald heiraten wird. Sie machen Ihrer Mutter und auch Ihrem Vater starke Vorwürfe, weil die beiden ihre Zustimmung gaben, dass an ihrer Schwester eine Lobotomie durchgeführt wurde, nach der sie pflegebedürftig war. Was werfen sie Ihren Eltern vor?

Tennessee Williams: Sie kennen Miss Rose nicht und werden sie nie kennen, es sei denn, Sie lernten sie durch diese „Sache” kennen, denn Laura in Glasmenagerie glich Miss Rose lediglich in ihrem unentrinnbaren „Anders-Sein”, an das jene alte Wildkatze Amanda durchaus nicht glauben wollte.

Tennessee Williams, Memoiren, Fischer Verlag, Frankfurt am Main, September 1979, S.162

Orelie: In Ihrer Erzählung Glasporträt eines Mädchens, beschreiben sie dieses „Anders-Sein” Ihrer Schwester mit einem einprägsamen Bild. Wie sieht dieses Bild aus?

Tennessee Williams: Meine Schwester Laura ließ sich noch weniger leicht einordnen als ich. Sie machte aus eigenem Antrieb überhaupt keinen Schritt auf die Welt zu, sondern stand, um ein Bild zu gebrauchen, am Rande des Wassers mit Füßen, die sie aus Furcht vor der möglichen großen Kälte nicht bewegte. Und ich bin sicher, dass sie sich niemals vom Fleck gerührt hätte, wenn meine Mutter, die für eine Frau ungewöhnlich energisch war, sie nicht rücksichtslos ins Wasser geworfen hätte.

Glasporträt eines Mädchens, S.24

Orelie: Der Titel Die Glasmenagerie bezieht sich auf die Glassammlung Ihrer Schwester, die, wie wir schon gesagt haben, aus vielen sehr kleinen Glasfiguren bestand. Warum fand Rose einen solchen starken Gefallen an diesen Figuren?

Tennessee Williams: Sie liebte farbiges Glas und hatte ringsum an allen Wänden Borte, die mit kleinen Glasfigürchen in hellen, zarten Farben vollgestellt waren. Sie wusch und polierte sie mit nimmermüder Sorgfalt. Wenn man den Raum betrat, herrschte immer ein leuchtend irisierendes Schimmern in ihm, das von den Glasfigürchen ausging. Sie fingen auch den schwächsten Lichtstrahl auf. Ich weiß nicht, wie viele dünne, zarte Glassachen dort standen. Sicher Hunderte.

Glasporträt eines Mädchens, S.26

Orelie: Bevor Sie St. Louis verließen und nach New Orleans zogen, erlebten Sie und Ihre Schwester viel miteinander. An was erinnern Sie sich?

Tennessee Williams: Was taten wir abends, Rose und ich? Nun, meistens schlenderten wir durch die Geschäftsstraßen von University City. Es war eine Art rituelle Handlung, verbunden mit einem Überschwang der Empfindungen, den ich, glauben Sie mir, weder in der Glasmenagerie noch in der Erzählung Portrait of a Girl in Glass, auf der das Theaterstück basiert, einfangen konnte.

Memoiren, S.156

Orelie: Herr Tennessee Williams, ich danke Ihnen für dieses Gespräch.